Montag, 23. März 2015

[Rezension] Nathan Filer - Nachruf auf den Mond

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Titel: Nachruf auf den Mond
Autor: Nathan Filer
Übersetzerin: Eva Bonné
Erscheinungsdatum: 02.03.2015
Verlag: Droemer
rezensierte Buchausgabe: Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen
Handlungsort: Bristol und Ocean Cove (Cornwall) in England
                               Handlungszeit: Gegenwart



Im Buch „Nachruf auf den Mond“ lässt Nathan Filer seinen inzwischen 19 jährigen, an Schizophrenie erkrankten Protagonisten Matthew Homes, genannt Matt, seine Geschichte aufschreiben. Dies geschieht nicht an einem Stück, sondern wird immer wieder unterbrochen und zu einer anderen Zeit an unterschiedlichen Schreibplätzen fortgeführt.  Da der Roman in der Ich-Form geschrieben ist, kann der Leser Matt sozusagen über die Schulter schauen und das mag er eigentlich nicht, wie man im Lauf der Geschichte erfährt. Der Titel steht in Bezug auf den Bruder von Matt, den im jugendlichen Alter verstorbenen Simon, der an Muskelschwäche litt. Doch daran ist er nicht gestorben, sondern auf tragische Weise in einem Familienurlaub in Cornwall am Meer. Die Brüder hatten gute und schlechte Zeiten miteinander. Matt fühlt sich durch den Mond an das Gesicht seines Bruders erinnert. Eine Leiter auf dem Cover scheint Matt die Möglichkeit zu geben, einen Weg zu Simon zu bahnen. Neugierig wird die Leiter auch von einer Ameise begutachtet. Sie steht symbolisch für den großen Wunsch von Simon, eine Ameisenfarm zu besitzen. 

Matts Geschichte beginnt mit einem Ereignis, dass sich im Urlaub mit der Familie ereignet hat. Er schildert, wie er ein gleichaltriges Mädchen beobachtet, das mit seiner Puppe Beerdigung spielt, eine Beobachtung, die Folgen haben wird. Bereits zum Ende des ersten Kapitels erfährt der Leser, dass er seine Erzählung wohl nicht zu Hause aufschreibt. Er darf den Computer in der Therapiegruppe zum Schreiben nutzen und im Folgenden erzählt er hauptsächlich im Rückblick verschiedene Szenen aus seinem Leben, die er für besonders wichtig hält und die er in Bezug auf den Tod von Simon sieht, aber auch als Erklärung dafür, warum Simon ihm auch heute noch manchmal begegnet.  Seine Aufzeichnungen werden nicht zu einer Rechtfertigung für sein Handeln, er möchte, kann nicht seine Schuld damit begleichen, wenn denn da eine Schuld am Tod des Bruders wäre. Ohne das Matt es aufgeschrieben hätte, spürt der Leser unterschwellig die Schuldgefühle, die ihn bedrücken. Bis beinahe zum Schluss bleibt die Frage nach dem Warum. 

Nach und nach blättert sich in Versatzstücken dem Leser die ganze Geschichte auf. Das Besondere an diesem Buch ist die abwechslungsreiche Darstellung der Erzählstücke, die auch einige Male durch Zeichnungen unterbrochen sind. Matt ist ein Charakter, der durch seine Krankheit bedingt über die Wellenkämme des Lebens besonders hoch steigt beziehungsweise fällt.  Manches Mal muss der Leser erkennen, dass Matts Gedanken durch die Medikamente beeinflusst sind. Dieser hält sich selbst für eher unfreundlich und selbstsüchtig. Doch in seinen Aufzeichnungen beweist er oft genug das Gegenteil. 

Der Leser begleitet Matt auf diesem Wellenritt durch Höhen und Tiefen, fühlt mit ihm Liebe, Hass, Mitleid, Trauer. „Nachruf auf den Mond“ zeichnet sich durch eine realistische Darstellung aus, wohl auch weil der Autor selbst Pfleger in einer psychiatrischen Klinik war und daher den Alltag dort kennt. Der Roman ist bewegend und ungewöhnlich und daher auf jeden Fall eine Leseempfehlung!
 

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