Mittwoch, 13. August 2014

[Rezension] Ellen Sussman - Die vergessenen Träume

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Titel: Die vergessenen Träume
Autorin: Ellen Sussman
Übersetzerin: Veronika Dünninger
Erscheinungsdatum: 28.07.2014
Verlag: Limes Verlag
rezensierte Ausgabe: Leseexemplar
Handlungsort: Bali/Indonesien
Handlungszeit: 2002 und 2003



Der Roman „Die vergessenen Träume“ von Ellen Sussman wartete für mich inhaltsmäßig mit einer Überraschung auf. Die  Geschichte führte mich zurück ins Jahr 2003. Die nordamerikanische Reiseleiterin Jamie Hyde kehrt ein Jahr nach den Bombenanschlägen auf Bali, die über 200 Tote und eine ebenso hohe Anzahl Verletzte forderten, nach Kuta an den Ort des Geschehens zurück. Sie möchte an einer Gedenkfeier für die Opfer aus Anlass des ersten Jahrestages dieses terroristischen Akts teilnehmen. Gleichzeitig ist sie aber auch auf der Suche nach dem Mann, der sie schwer verletzt aus dem Chaos gerettet hat, das unmittelbar nach der Explosion der Bomben entstand. Doch außer seinem Namen weiß sie wenig von ihm. Während sie sich auf die Suche nach ihm begibt, begegnet sie ihrer längst überwunden geglaubten Vergangenheit. Denn sie gibt sich selbst die Schuld am Tod ihres damaligen Freundes, den sie nicht mehr aus den Trümmern retten konnte.

Aufgrund des Covers glaubte ich zunächst an einen Liebesroman an einem paradiesischen Ort. Doch so unerwartet wie Bali mit den Anschlägen konfrontiert wurde, so unerwartet traf mich deren Beschreibung während des Lesens. Manchmal glaubte ich zu spüren, wie die Autorin, die vor Ort recherchiert hat, selbst betroffen war. Es gelingt ihr sehr gut dieses Gefühl durch ihren Schreibstil, eine klare Sprache ohne große Ausschmückungen mit treffenden Dialogen, zu transportieren. Erst dadurch versteht man, was dort zerstört wurde. 

Der Roman ist in drei Abschnitte eingeteilt. Er beginnt im Jahr 2003 mit der Rückkehr von Jamie nach Bali. Dieser Teil sowie der dritte sind im Präsens geschrieben, dies gibt das Empfinden unmittelbarer Nähe. Beim Lesen des ersten Abschnitts tritt schon nach kurzer Zeit die Frage auf, was ein Jahr vorher genau passiert ist und warum Jamie immer noch so verletzt wirkt. Die Antworten finden sich im zweiten Abschnitt, der auf die Ereignisse ein Jahr vorher zurückblickt und im Perfekt geschrieben ist. So erhält nicht nur Jamie sondern auch der Leser Abstand zu den Anschlägen. Und dennoch gelingt eine Distanzierung nur ansatzweise. Zurück blieb bei mir eine tiefe Betroffenheit, wie sie auch Jamie weiter mit sich trägt.

Mit Jamie und Gabe hat Ellen Sussman zwei starke Charaktere geschaffen. Jamie liebt ihre Unabhängigkeit, daher ist sie auch so gerne als Reiseleiterin unterwegs. Das Auseinanderbrechen der Ehe ihrer Eltern hat sie geprägt und so umgeht sie eine feste Bindung. Nach den Anschlägen ringen verschiedene Gefühle in ihr, Verlust ihrer Liebe, Schuld, Hoffnung auf eine Zukunft. Gabe, ihr Retter im Chaos, kann ihre Gefühle nachvollziehen, denn auch er hatte einen Verlust zu verkraften und hat auf Bali einen Neuanfang geschafft. Bei beiden ist der Kampf darum, den jeweiligen Verlust mental zu verarbeiten, deutlich spürbar.

„Die vergessenen Träume“ ist ein Roman, der den Leser an einen paradiesischen Ort mitnimmt und eine Story mit ernstem Hintergrund entwickelt die berührt. Für mich eine unbedingte Leseempfehlung!



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