Donnerstag, 19. Juni 2014

[Rezension] James Bowen - Bob, der Streuner

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Titel: Bob, der Streuner
Übersetzerin: Ursula Mensah
Autor: James Bowen
Erscheinungsdatum: 17.05.2013
Verlag: Bastei Lübbe Verlag
rezensierte Ausgabe: Taschenbuch
Handlungsort: London/England
Handlungszeit: Frühjahr 2007 - Frühjahr 2009



Das Buch „Bob, der Streuner“ von James Bowen ist mir schon vor längerer Zeit aufgefallen, vor allem weil es seit Wochen auf diversen Bestsellerlisten steht. Zuerst habe ich gedacht, dass es sich um einen Roman handelt, bei dem eine Katze die Hauptrolle spielt. Später habe ich dann gesehen, dass es ein Sachbuch ist und so passt auch der Untertitel „Die Katze, die mein Leben veränderte“ zur biographischen Schilderung, die der in London lebende James Bowen über sich und den ihm zugelaufenen Kater Bob geschrieben hat. Doch was macht den Reiz einer solchen Geschichte aus, damit er wochenlang Toptitel ist? Das kann man eigentlich nur vollständig begreifen, wenn man das Buch gelesen hat. Als Nicht-Katzenbesitzerin stehe ich Katzen eigentlich neutral gegenüber, doch Bob, der Streuner konnte auch mein Herz erobern. 

James hat endlich eine Sozialwohnung erhalten und befindet sich in einem staatlichen Drogen-Entzugsprogramm als eines Abends eine abgemagerte Katze auf der Matte seiner Nachbarn sitzt. Er selbst hat sich noch nie um irgendein Lebewesen, sei es Mensch oder Tier, kümmern müssen. Doch als die Katze auch nach einiger Zeit noch am gleichen Ort sitzt und der Nachbar die Frage nach der Zuständigkeit ablehnt, nimmt James sie mit zu sich, nur um sie aufzupäppeln und dann wieder laufenzulassen – so sein Vorsatz. Doch Bob, wie er die Katze nennt, ist so anhänglich und möchte ihm schließlich überall hin folgen, dass er sich von ihr förmlich „überreden“ lässt, sie zu behalten. 

Den Reiz der Geschichte macht die simple Darstellung der Tatsachen aus. Es ist eine Erzählung wie jeder Leser wünscht, dass sie sich viel häufiger im täglichen Leben ereignen möge. Bob ist eine treue Seele und, so wie ich es sehe, stoischer Ruhe sitzt er stundenlang bei James, während der mit seinen Liedern zur Gitarre die Leute unterhält beziehungsweise später eine Straßenzeitung verkauft. Und seine Treue wird von James erwidert, der in die Fürsorge für dieses Tier hineinwächst. Zum ersten Mal im Leben trägt er für jemanden die Verantwortung. Bob gibt ihm soviel Halt und Stärke, dass er im Drogenentzug einen weiteren Schritt zu gehen wagt. Viele Straßenkünstler führen einen Hund bei sich, doch  James und Bob bilden ein eher ungewöhnliches Paar. James wird vielfach von Leuten auf Bob angesprochen und Bob erhält seine Streicheleinheiten und weitere Zuwendungen. So merkt James wie wichtig seine Rolle als „Katzenvater“ ist und erhält auf diese Weise weitere Unterstützung bei der Neuausrichtung seines Lebens. 

Bob, der Streuner ist eine feine Geschichte über eine ungewöhnliche Freundschaft, die ich gerne weiterempfehle.

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