Freitag, 28. Februar 2014

[Rezension] Gavin Extence - Das unerhörte Leben des Alex Woods

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Titel: Das unerhörte Leben des Alex Woods oder Warum das Universum keinen Plan hat
Autor: Gavin Extence
Übersetzerin: Alexandra Ernst
Erscheinungsdatum: 24.02.2014
Verlag: Limes Verlag 
Buchausgabe: Leseexemplar (Hardcover mit Schutzumschlag und Lesebändchen)
ISBN: 9783809026334
Preis: 19,99 Euro
                                                      (Haupt-)Handlungsort: Lower Godley (Nähe Glastonbury/England)
                                                      Handlungszeit: 2004-2012



Mit dem unwahrscheinlichen Einschlag eines Meteoriten, der das Dach des Hauses durchschlägt, in dem Alex Wood mit seiner Mutter in einem kleinen englischen Ort lebt, und ihn danach mit voller Wucht am Kopf trifft, beginnt das unerhörte, ungewöhnliche Leben des inzwischen 17jährigen Alex Woods. Er wird von polizeilich gesucht und mit einer Tüte Marihuana im Handschuhfach und einer mit Asche gefüllten Urne auf dem Beifahrersitz eines Autos bei seiner Einreise nach England festgenommen. Damit der Leser versteht, wie es zu dieser Situation kommen konnte, erzählt Alex sein bisheriges Leben vom Augenblick des Unfalls an im Buch „Das unerhörte Leben des Alex Woods“ von Gavin Extence in. Das wunderschön gestaltete Cover in türkisblau gibt den Moment wieder, der zur einschneidenden Änderung von Alex‘ Leben an einem ganz gewöhnlichen Abend führte. 

Der Meteorit beschädigte die Schädeldecke des damals 10-jährigen Alex. Seit dem Unfall leidet er unter epileptischen Anfällen. Es ist ihm daher über längere Zeit nicht möglich zur Schule zu gehen. Während eine Lehrerin ihm zu Hause lediglich eine Grundbildung in den Schulfächern vermittelt, entwickelt er ein reges Interesse zunächst an Astrophysik, später am Aufbau des Gehirns und Literaturklassikern. Als er wieder zur Schule gehen kann, meidet er jede sportliche Betätigung darunter auch Fußball, der bei seinen Klassenkameraden besonders angesagt ist. Eine Konfrontation mit den Anführern der Jungs seiner Klasse ist vorprogrammiert. Seine Mutter möchte, dass er für den Sachschaden, der dabei entstanden ist, einsteht und sich nicht nur entschuldigt, sondern auch den Schaden abarbeitet, obwohl er beteuert keine Schuld daran zu tragen. Auf diese Weise lernt er Mr. Petersen kennen, zu dem sich im Laufe der Zeit eine ganz besondere Art der Freundschaft entwickelt, die ein ganz wichtiger Bestandteil seines jungen Lebens wird.

Auch vor dem Unfall ist das Leben von Alex nicht alltäglich. Seine Mutter weiß angeblich nicht genau, wer der Vater ist. Sie selbst besitzt einen esoterischen Laden und weissagt aus Tarotkarten ihren Kunden die Zukunft. Das Umfeld in dem er aufwächst und seine Erkrankung lassen Alex so anders werden wie andere Kinder und Jugendliche in seinem Alter, sehr viel ernsthafter und mit Themen beschäftigt, für die er altersmäßig eigentlich zu jung ist. So findet er auch keine Gesprächspartner, die zu Freunden werden könnten, in der Schule, sondern wird ganz im Gegenteil von seinen Mitschülern gemobbt. Die Geschichte ist aus der Ich-Perspektive von Alex geschrieben, so kann der Leser den ständigen Gefühlswirrwarr, in dem er sich befindet, mitverfolgen. In einigen Dingen unterliegt er auch den Regeln der Schule und den Weisungen seiner Mutter und kann manches Mal nicht so agieren wie er möchte. Dennoch bleibt er loyal und wird nicht zum Verräter, was sich auch später in Beziehung auf Mr. Peterson beweist. 

Als der Unfall geschieht ist Alex erst 10 Jahre. Durch das aus Fachbüchern aneignete Wissen, das sich auf sein Denken und seine Sprache auswirkt, erscheint er altklug. Er erzählt immer das, was ihn gerade beschäftigt mit einem stellenweise ihm eigenen trockenen Humor und damit all das, von dem er annimmt, dass es dem Leser zum Verständnis der Schilderungen am Anfang des Buchs beitragen wird. Im Laufe seiner Erzählung ist eine geistige Weiterentwicklung zu bemerken, die sich in der Art Dinge zu hinterfragen und der inneren Auseinandersetzung vor einer Handlung äußert. Alex diskutiert in  diesem Buch wichtige Themen wie Pazifismus, Toleranz, Glauben und im Besonderen Sterbehilfe, wobei ihm Mr. Peterson dabei als hauptsächlicher Gesprächspartner zur Seite steht und sich auf diese Weise ihre ganz besondere Beziehung zueinander entwickelt, eine Beziehung die ihre Höhe- und Tiefpunkte hat. Neben Alex sind auch weitere Charaktere, allen voran Mr. Peterson und seine Mutter aber beispielsweise auch die Ladenhilfen ganz eigene Persönlichkeiten, die nicht in allen Situationen liebenswert erscheinen. Stattdessen wechseln die Sympathien des Lesers je nach Szenerie.

Dieses Buch ist ungewöhnlich und gerade das hat mich an der Geschichte gereizt, sie hat mich zum Nachdenken veranlasst. Ein Buch über das man mit anderen sprechen möchte.


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